Sonntag, 12. Oktober 2014

Das einzige Label, dass die Welt wirklich braucht

Haben Sie auch die Nase voll von all diesen tausend Labeln? Was alles ganz harmlos - und sinnvoll - anfing wuchert sich heute zu einem Geschwür bei dem man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Euro-Bio und Max Havelaar Fairtrade sind nur zwei davon, die auch wir benutzen. Jede Einzelhandelskette kreiert heute ihr eigenes Bio-Label, ebenso fast jeder Lebensmittelriese. Oder dann machen sie's gemeinsam. UTZ und Rainforest Alliance, FSC und MSC, Demeter und Delinat, die Liste könnte noch endlos lange fortgesetzt werden. Der WWF hat einen Ratgeber zu den Lebensmittellabeln den Sie auch auf Ihr Smartphone laden können, falls Sie unterwegs mal den Durchblick verloren haben.

Was einst als ziemlich gute Idee begann artet zu einem Paradox aus. Im hart umkämpften Markt wird das Label ein immer wichtigeres Kaufentscheidungskriterium. Aber je mehr Label es gibt, desto schwieriger wird der Kaufentscheid. Bei einem Label geht es eigentlich darum, dass Sie als Konsument Ihr Vertrauen einer Zertifizierungsfirma delegieren. Anstatt sich die Zeit zu nehmen und - ja, es ist aufwändig - den Produzenten persönlich zu (be)suchen, sich mit ihm zu unterhalten, das Gesicht und die Hände kennen zu lernen, die hinter einem Stück Käse, Wurst oder einem Kopfsalat stecken. Aber warum sollte man sich nicht interessieren, woher das kommt, was man tagtäglich seinem Körper als Treibstoff, als Lebens-mittel zuführt? Selbstverständlich ist es unmöglich, jeden Produzenten persönlich zu kennen. Stellen Sie sich vor, jeder möchte zu seinem Wasser-Produzenten an die Quelle fahren oder ins wunderschöne Kaffaland reisen, um die Kaffeebauern persönlich kennen zu lernen oder ins Land, wo der Pfeffer wächst.


 Ein anderer Punkt, den es bei den Labels zu bedenken gilt, ist die Tatsache, dass es das Qualitätssiegel nicht gratis gibt. Dahinter steht eine ganze Zertifizierungsindustrie die Geld verdienen möchte. Und wer zahlt das? Am Schluss natürlich der Konsument. Am Anfang aber der Produzent, der, wenn er klein ist, oft Mühe hat, dies zu finanzieren. Und wie eine Olivenbäuerin in der Toscana kürzlich meinte: Warum müssen wir, die arbeiten wie man es seit mehr als zweitausend Jahren macht zahlen, um das zu beweisen? Warum soll nicht der, der Gift spritzt zahlen und seine Produkte mit einem Warnkleber versehen müssen?


Wir haben lange nachgedacht. Und tun dies immer noch. Weil auch wir unsere Produkte mit Labels versehen. Eben genau, weil nicht jeder nach Ähtiopien reisen kann und weil es für viele unserer Kunden wichtig ist, nicht nur einen wilden Kaffee zu trinken sondern auch einen biologischen und fair gehandelten und sie somit das Wissen haben, dass sie das bekommen für was sie bezahlen. Und weil wir der Ansicht sind, es reicht mit Labels haben wir uns ein neues Label ausgedacht, sozusagen die Mutter aller Labels, das Super-Label. Das einzige, dass die Welt wirklich braucht, das one and only

IOF Label

I steht hier für Incredible Organoleptic Experience, also die unglaubliche organoleptische Erfahrung. Beim Degustieren wird meist nach einem 20 Punkte-System getestet. Maximal 5 Punkte für das Aussehen, maximal 5 für den Geruch und maximal 5 Punkte für den Geschmack. Und dazu gibt's noch maximal 5 Punkte für den Gesamteindruck. Also alle Produkte, die das I erhalten möchten müssen 19 oder 20 Punkte erreichen. Damit könnte man all die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen abschaffen die um Käufergunst heischen und Weinflaschen und Weihnachtsgebäck gleichermassen verzieren.

Das O steht for Organic, also biologisch. Und besser noch als einem kompromissbehafteten Pflichtenheft folgen zu müssen wäre ein Wildprodukt oder ein Permakulturprodukt. Damit könnten alle anderen Bio-Knospen und sonstiges Labelgemüse im Kompost entsorgt werden.

Und das F steht dann selbstverständlich für fair. Und wer kann am besten sagen, ob ein Produkt fair gehandelt wird? Der von dem Zertifizierungsunternehmen bezahlte Mitarbeiter oder all die Menschen entlang der Wertschöpfungskette? Und auch hier bräuchte es dann kein Rainforest Alliance, kein Fairtrade und kein UTZ mehr.

Und so könnte das IOF Label vergeben werden: Jeder Konsument hat eine Meinung zu einem Produkt und soll diese auch abgeben. Der eine ist vielleicht geschulter, der andere weniger. Je mehr Leute ein Produkt bewerten desto höher wird die Wahrscheinlichkeit einer richtigen Bewertung. Natürlich können die einzelnen Testpersonen auch Glaubwürdigkeitspunkte erarbeiten. Solche Bewertungssysteme funktionieren bereits sehr gut, z.B. auf Amazon.
Beim O(rganic) müsste der Produzent dafür gerade stehen und jeder Konsument, der sich vor Ort ein Bild machen konnte von der Richtigkeit soll dies bestätigen dürfen/können.
Und beim F(air) müssen alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten einen kleinen Fragebogen beantworten. Wer eine Mindestpunktzahl (z.B. von 90%) von allen Beteiligten erreicht bekommt das F. Auch hier soll der Konsument das überprüfen und bestätigen können.

So gäbe es ein demokratisches Gütesiegel, welches unter einer Creative Commons-Flagge segeln könnte, allen Produzenten zugänglich ist und von allen Beteiligten zertifiziert würde. Als erstes Produkt mit dem neuen IOF-Label schlagen wir den Kaffa Wildkaffee vor, was denn sonst.

Was ist Ihre Meinung? Braucht es ein neues Label? Sind Labels überhaupt wichtig für Sie? Schreiben Sie uns, wir sind gespannt auf Ihre Kommentare. Herzlichen Dank schon im voraus für's Mitdenken.

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