Donnerstag, 26. Mai 2016

Bioläden die man kennen muss N° 1

In unserer lockeren Serie "Bioläden die man kennen muss" stellen wir Ihnen heute vier Läden vor die wir am Dienstag besucht haben. Unsere Eindrücke sind also noch genauso taufrisch, wie das knackige Gemüsesortiment, welches überall feil geboten wurde. Drei der Läden befinden sich östlich, der Vierte westlich von Spreitenbach. Jeder dieser Läden hat sein Konzept, seine Spezialität, seinen ganz eigenen Charme, welcher sich mit der Zeit entwickelt hat. Allen gemeinsam aber ist die hohe Beratungskompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn Menschen die in einem Bioladen einkaufen sind meist achtsame Konsumenten die kritisch, aber auch neugierig sind.




Den Anfang macht der bioladen in Zürich-Altstetten der am letzten Wochenende das Eröffnungsfest für den erfolgreichen Umbau feiern konnte. Wo früher eine Goldschmiedin arbeitete findet man heute Weine, biologischen Gin aus London, Ölsardinen und viele weitere Spezialitäten aus fernen Ländern. Und eine wunderbare Salat- und Sandwich-Bar. Die Rezepte werden zusammen mit einer Ernährungsberaterin erarbeitet und vier- bis fünfmal pro Jahr dem saisonalen und regionalen Angebot angepasst. So ist ein Salat hier nicht einfach eine Vorspeise, sondern so komponiert, dass er eine vollwertige Mahlzeit darstellt erklärt uns Marie-Anne, die charmante Mitarbeiterin mit Walliser Dialekt. Ebenfalls speziell zu erwähnen ist die unheimlich gut bestückte Käsetheke, ein wahres Schlaraffenland für Käseliebhaber deren Qualität weit über Zürich-Altstetten hinaus bekannt ist. Wo immer möglich bezieht der bioladen seine Produkte direkt von den Produzenten. So kommt viel Gemüse vom 12 km entfernten Demeterhof der Familie Gündel in Oberwil-Lieli, Früchte vom Hochstamm-Produzenten Hans Brunner in Steinmaur und das Fleisch von der nach KAGfreiland-Kriterien arbeitenden Metzgerei Karl Abegg in Langnau am Albis. Gefallen hat uns auch die warme Wandfarbe und die wunderschönen Pfingstrosen.






Vor fünf Jahren gewann der Öpfelbaum in Uster die Auszeichnung als bestes Schweizer Biofachgeschäft. Wir waren gespannt wie es heute in diesem Laden aussieht. Was unsere Augen sofort als erstes registrierten waren die vielen Äpfel die überall aus den Regalen "fielen". "us de Region vom Öpfelbaum" steht drumherum. Das sind alles Produkte die aus einem Umkreis von maximal 20 Kilometer des Ladens stammen. Das ist eine ganz beachtliche Anzahl und sogar Kosmetik findet man darunter. Auf einem Flyer sind alle Produzenten aufgeführt. Ein schöneres Beispiel für gelebte Traçabilité (Nachverfolgbarkeit) gibt es wohl kaum. Dabei nimmt man nicht einfach was die Region hergibt, oft wird eine aktive Kooperation gesucht, zum Beispiel um ganz spezielle Gemüsesorten in Bioqualität oder Pflegeprodukte in Exklusivität anbieten zu können. Dank diesem Mehrwert kann sich der Öpfelbaum seit 28 Jahren in einem anspruchsvollen Umfeld behaupten. Transparenz und Regionalität sind das Eine, ohne nachhaltiges und faires Wirtschaften gäbe es heute keinen ausgewachsenen, stattlichen Öpfelbaum. Ein wunderschönes Symbol für einen Bioladen, finden wir.






Wie viele Bioläden ist auch der Rägeboge in Winterthur in den 80er-Jahren als Genossenschaft entstanden. In dieser Zeit hat er sich vom kleinen Biolädeli zum grössten Biofachgeschäft der Schweiz entwickelt. Der Rägeboge besteht sozusagen aus drei Farben: im Erdgeschoss der klassische Bio.Markt mit einem äusserst reichhaltigen Angebot an Backwaren, Früchten, Gemüsen, Fleisch und Fisch, Milch, Käse, Wein, Honig und 1001 andere Lebensmittel, um Körper und Geist zu verwöhnen. Gleich nebenan befindet sich das Bio.Bistro mit einer feinen Auswahl an täglich frisch zubereiteter Biokost, vom Sandwich über Suppe zu Pasta und Tagesteller findet hier jede und jeder was, um den kleinen oder grossen Hunger zu stillen, auch zum Mitnehmen. Im Untergeschoss dann die grosszügige Natur.Drogerie in der fachkundige Beratung GROSS geschrieben wird. Wir befragten den Geschäftsleiter Marcel Butty nach den zukünftigen Trends und er meinte, dass vegane Produkte und sogenannter Superfood (das sind Lebensmittel die mehr können als "normale") und regionale Produkte mit transparenter Herkunft ganz sicher noch vermehrt gewünscht werden. Aber auch dazu gehöre eine gute Beratung und genau da liege eine der vielen Stärken der Bioläden. Wir finden, hier im "Haus des Lebens" wurde das Konzept von "alles unter einem Dach" wunderbar grosszügig umgesetzt.





Zu guter Letzt fahren wir nach Bern in das Länggass-Quartier. Dort gibt es nämlich einen wunderbar kleinen, gemütlichen Quartier-Bioladen, den Hallerladen. Der heute noch von der Produzenten-Konsumenten-Genossenschaft Bern getragene Laden hat sich vom idelogisch betriebenen Kleinstladen auf 27 Quadratmeter zu einem professionell geführten, Lehrlinge ausbildenden Lebensmittel-Fachgeschäft mit 125 Quadratmeter Ladenfläche gemausert in dem man so ziemlich alles für den täglichen Bedarf findet. Es ist zwar ein bisschen eng hier aber hier kurvt man höchstens mit dem Einrad herum und genau das macht den Charme dieses Ladens aus. Und es ist auch sehr persönlich hier, man kennt sich. Wie auch bei den drei obgenannten Läden stammen viele Produkte aus der Region, viele der Produzenten sind Genossenschafter. Auf der Website werden diese in kurzen, gluschtigen Portraits präsentiert. Wir finden, in diesem Laden spürt man noch den Pioniergeist der Gründerzeit, er hat etwas Währschaftes. Man ist sozusagen auf Du und Du mit dem Maraîcher, mit dem Imker, dem Käser und dem Bäcker und hat fast das Bedürnis die Ärmel hoch zu krempeln und mit anzupacken.

All diesen Läden gemeinsam ist eine lange Geschichte und damit viel Erfahrung. Dazu kommt einiges an Herzblut, denn der Einsatz für eine regionale, die Natur und damit auch den Menschen achtende Agrikultur (die Produktion von Lebens-Mittel dürfte unseres Erachtens nicht nur aus einer rein ökonomischen Perspektive betrachtet werden. Deshalb sagen wir gerne Agri-Kultur anstelle von Land-Wirtschaft) wird in Zeiten industriellen Supermarktbios immer härter. Dazu braucht es Kunden die nicht nur den Preis ihrer Lebens-Mittel kennen sondern auch deren Wert und die bereit sind, entsprechende Prioritäten im gegebenen Haushaltsbudget zu setzen. Wir finden, Ihnen allen, Kunden, Produzenten und Ladenbetreibern gehört an dieser Stelle ein grosses Dankeschön für das tägliche Engagement.

Last, but not least, haben diese vier Läden natürlich noch mindestens einen weiteren Pluspunkt gemeinsam: Man findet dort unseren Kaffa Wildkaffee, natürlich. Im Öpfelbaum und im Bioladen Zürich-Altstetten sogar als Kaffa to go.

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